Gemeinsam irakischen Kindern helfen
Im Festsaal der Musikschule Mönchengladbach
trafen sich auf Einladung des Lions Club Mönchengladbach rund 200 Mitglieder
und Angehörige der örtlichen Serviceclubs zum traditionellen Neujahrsempfang.
Die Benefiz-Veranstaltung diente der Spendensammlung zu Gunsten der UNICEF zur
Unterstützung eines Kinderkrankenhauses im Irak, einem Land, dessen Säuglings-
und Kindersterblichkeit sich seit dem Embargo vervielfacht hat.
In seiner Begrüßungsansprache erinnerte der Präsident der Lions, Prof. Dr.
Jean Haan, daran, dass diejenigen, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen,
sich verpflichtet fühlen müssen, denjenigen zu helfen, die unverschuldet im
Schatten stehen. Er fand damit eine passende Ankündung des Gastvortrags über
die Medizin in Mesopotamien und das große Leid der irakischen Kinder.
Zwischen den Sätzen eines bewegenden
Konzert des Jugendsinfonieorchesters der Musikschule Mönchengladbach, unter der
Leitung von Christian Malescov, schilderte der Ehrengast der
Veranstaltung, Frau Dr. Martha Haussperger aus München, den
hohen Stand der Medizin im Kulturland Mesopotamien von 2000 Jahren vor unserer
Zeitrechnung bis zum Stand in heutiger Zeit.
Die 75-jährige Internistin hat über
25 Jahre zeitweise im Irak gelebt und dort nebenberuflich archäologisch
gearbeitet. Sie hat auch heute noch, aller politischen Wirren zum Trotz,
Kontakte sowohl zur Archäologie als auch zum traurigen Kapitel der Kinder und
ihrer Leiden in diesem Land.
In den 10 Jahren seit dem Golfkrieg sind eine halbe Million Kinder gestorben.
Nach einer Untersuchung – publiziert in der renommierten medizinischen
Zeitschrift "The Lancet" – hat sich seit dem Embargo im Irak die Säuglingssterblichkeit
verdoppelt und die Sterblichkeit der Kinder bis zum fünften Lebensjahr gar
verdreifacht.
Irakische Kinderärzte vermuten, dass die im Golfkrieg verwendete radioaktive
Munition für die steigende Zahl von Krebsfällen und verstümmelt geborener
Kinder verantwortlich ist. Auch Schadstoffe von brennenden Ölquellen und zerstörten
Chemiewaffenarsenalen haben die Umwelt extrem belastet und sind heute noch in
der Nahrungskette nachweisbar.
Insgesamt 20.000 DM konnten zu Gunsten
kranker Kinder im Irak zur Verfügung gestellt werden. Die Spendensumme ist das
Ergebnis einer Activity des Lions Club Mönchengladbach, dessen Aufruf zur
gemeinsamen Hilfe die beiden anderen Lions Clubs, beide Zonta Clubs, Inner
Wheel, Sir Optimisten und Round Table, alles örtliche Serviceclubs, gefolgt
waren.
Die von der gemeinschaftlichen Spende anzuschaffende
Trinkwasseraufbereitungsanlage für ein Kinderkrankenhaus in Basra (Süd-Irak)
wird dabei helfen, die stark beeinträchtigte medizinische Versorgung der
kranken Kindern zu verbessern.
Bereits fünf Krankenhäuser in Bagdad konnten in den vergangenen Jahren mit Hilfe der Spendenaufrufe von Frau Dr. Haussperger unterstützt werden. Die Referentin gewährleistet, dass die Spenden der Mönchengladbacher Serviceclubs auch tatsächlich zur Linderung des Leids irakischer Säuglinge und Kinder eingesetzt werden.
Eine Spende in Höhe von DM 2.000 erhielt das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Mönchengladbach vom Lions Club Mönchengladbach. Die 60 Jugendlichen, unter der Leitung von Christian Malescov, erfreuten die rund 200 Gäste der Benefiz-Veranstaltung mit drei Sätzen aus der Sinfonie Nr. 4 A-Dur von Felix Mendelssohn-Bartholdy.
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Medizinische
Zeitreise nach Mesopotamien
Die auf Einladung des Lions Club nach Mönchengladbach
gereiste Referentin, Frau Dr. med. et phil. Martha Haussperger, hat sich einem
nicht sehr alltäglichen Hobby verschrieben. Seit mehr als 25 Jahren beteiligt
sie sich an Ausgrabungen im Irak auf dem Gebiet des antiken Mesopotamien. Sie
studierte neben ihrem Beruf als Ärztin noch 22 Semester Assyrologie, da sie
1967 bei einer Reise in den Irak festgestellte hat, dass unendlich viele
medizinische Texte aus der Zeit um 1800 vor Christus auf eine Übersetzung
warten.
Heute meint sie rückblickend: „Wenn ich damals geahnt hätte, was da auf mich
zu gekommen ist, dann hätte ich mich anders entschieden.“ Trotzdem ist sie
vom Wert ihrer Arbeit überzeugt, weil sie im Gegensatz zu andern Übersetzern,
nicht nur die 560 Zeichen umfassende altorientalische Keilschrift beherrscht,
sondern auch ihren medizinischen Sachverstand in die Interpretation
einbringt.
Beim Übersetzen von Hunderten orientalischer Tontafeln entdeckte die
promovierte Altphilologin überraschende Verbindungen zur abendländischen
Medizin. Die Tontafeln zeigten deutlich, der griechische Arzt Hippokrates (460
370 v.Chr.) hat abgekupfert: „Er ist nicht der Vater der Medizin, er hat vor
allem das Wissen und die Rezepte aus dem Orient zusammengefasst.“
Frau Dr. Haussperger fand heraus, dass Hippokrates die Inhalte der Tontafeln
gekannt haben musste: „Seine Texte stimmen mit den Keilschriften nicht nur
sinngemäß überein, sondern zum Teil sogar im Wortlaut.“ 1999 wurde sie von
der Bayrischen Akademie der Wissenschaften für ihre Leistungen bei der Übersetzung
der medizinischen Texte ausgezeichnet.
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Frank Kürten, Lions Club Mönchengladbach, frank@kuerten-mg.de