Lions-Activity  -  Januar 2001:

Neujahrsempfang 
zu Gunsten kranker Kinder im Irak  (UNICEF) 

Eine Benefiz-Veranstaltung des Lions Club Mönchengladbach 
unter Mitwirkung der beiden weiteren Lions Clubs, beider Zonta Clubs, Inner Wheel, Sir Optimisten und Round Table. 

Gemeinsam irakischen Kindern helfen

Im Festsaal der Musikschule Mönchengladbach trafen sich auf Einladung des Lions Club Mönchengladbach rund 200 Mitglieder und Angehörige der örtlichen Serviceclubs zum traditionellen Neujahrsempfang. Die Benefiz-Veranstaltung diente der Spendensammlung zu Gunsten der UNICEF zur Unterstützung eines Kinderkrankenhauses im Irak, einem Land, dessen Säuglings- und  Kindersterblichkeit sich seit dem Embargo vervielfacht hat. 
In seiner Begrüßungsansprache erinnerte der Präsident der Lions, Prof. Dr. Jean Haan, daran, dass diejenigen, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen, sich verpflichtet fühlen müssen, denjenigen zu helfen, die unverschuldet im Schatten stehen. Er fand damit eine passende Ankündung des Gastvortrags über die Medizin in Mesopotamien und das große Leid der irakischen Kinder.

Zwischen den Sätzen eines bewegenden Konzert des Jugendsinfonieorchesters der Musikschule Mönchengladbach, unter der Leitung von  Christian Malescov, schilderte der Ehrengast der Veranstaltung, Frau Dr. Martha Haussperger aus München, den hohen Stand der Medizin im Kulturland Mesopotamien von 2000 Jahren vor unserer Zeitrechnung bis zum Stand in heutiger Zeit. 
Die 75-jährige Internistin hat über 25 Jahre zeitweise im Irak gelebt und dort nebenberuflich archäologisch gearbeitet. Sie hat auch heute noch, aller politischen Wirren zum Trotz, Kontakte sowohl zur Archäologie als auch zum traurigen Kapitel der Kinder und ihrer Leiden in diesem Land. 
In den 10 Jahren seit dem Golfkrieg sind eine halbe Million Kinder gestorben. Nach einer Untersuchung – publiziert in der renommierten medizinischen Zeitschrift "The Lancet" – hat sich seit dem Embargo im Irak die Säuglingssterblichkeit verdoppelt und die Sterblichkeit der Kinder bis zum fünften Lebensjahr gar verdreifacht.
Irakische Kinderärzte vermuten, dass die im Golfkrieg verwendete radioaktive Munition für die steigende Zahl von Krebsfällen und verstümmelt geborener Kinder verantwortlich ist. Auch Schadstoffe von brennenden Ölquellen und zerstörten Chemiewaffenarsenalen haben die Umwelt extrem belastet und sind heute noch in der Nahrungskette nachweisbar.

Insgesamt 20.000 DM konnten zu Gunsten kranker Kinder im Irak zur Verfügung gestellt werden. Die Spendensumme ist das Ergebnis einer Activity des Lions Club Mönchengladbach, dessen Aufruf zur gemeinsamen Hilfe die beiden anderen Lions Clubs, beide Zonta Clubs, Inner Wheel, Sir Optimisten und Round Table, alles örtliche Serviceclubs, gefolgt waren. 
Die von der gemeinschaftlichen Spende anzuschaffende Trinkwasseraufbereitungsanlage für ein Kinderkrankenhaus in Basra (Süd-Irak)  wird dabei helfen, die stark beeinträchtigte medizinische Versorgung der kranken Kindern zu verbessern.

Bereits fünf Krankenhäuser in Bagdad konnten in den vergangenen Jahren mit Hilfe der Spendenaufrufe von Frau Dr. Haussperger unterstützt werden. Die Referentin gewährleistet, dass die Spenden der Mönchengladbacher Serviceclubs auch tatsächlich zur Linderung des Leids irakischer Säuglinge und Kinder eingesetzt werden.

Eine Spende in Höhe von DM 2.000 erhielt das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Mönchengladbach vom Lions Club Mönchengladbach. Die 60 Jugendlichen, unter der Leitung von Christian Malescov, erfreuten die rund 200 Gäste der Benefiz-Veranstaltung mit drei Sätzen aus der Sinfonie Nr. 4 A-Dur von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

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 Medizinische Zeitreise nach Mesopotamien

Die auf Einladung des Lions Club nach Mönchengladbach gereiste Referentin, Frau Dr. med. et phil. Martha Haussperger, hat sich einem nicht sehr alltäglichen Hobby verschrieben. Seit mehr als 25 Jahren beteiligt sie sich an Ausgrabungen im Irak auf dem Gebiet des antiken Mesopotamien. Sie studierte neben ihrem Beruf als Ärztin noch 22 Semester Assyrologie, da sie 1967 bei einer Reise in den Irak festgestellte hat, dass unendlich viele medizinische Texte aus der Zeit um 1800 vor Christus auf eine Übersetzung warten.
Heute meint sie rückblickend: „Wenn ich damals geahnt hätte, was da auf mich zu gekommen ist, dann hätte ich mich anders entschieden.“ Trotzdem ist sie vom Wert ihrer Arbeit überzeugt, weil sie im Gegensatz zu andern Übersetzern, nicht nur die 560 Zeichen umfassende altorientalische Keilschrift beherrscht, sondern auch ihren medizinischen Sachverstand in die Interpretation einbringt. 
Beim Übersetzen von Hunderten orientalischer Tontafeln entdeckte die promovierte Altphilologin überraschende Verbindungen zur abendländischen Medizin. Die Tontafeln zeigten deutlich, der griechische Arzt Hippokrates (460 370 v.Chr.) hat abgekupfert: „Er ist nicht der Vater der Medizin, er hat vor allem das Wissen und die Rezepte aus dem Orient zusammengefasst.“ 
Frau Dr. Haussperger fand heraus, dass Hippokrates die Inhalte der Tontafeln gekannt haben musste: „Seine Texte stimmen mit den Keilschriften nicht nur sinngemäß überein, sondern zum Teil sogar im Wortlaut.“ 1999 wurde sie von der Bayrischen Akademie der Wissenschaften für ihre Leistungen bei der Übersetzung der medizinischen Texte ausgezeichnet.

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Frank Kürten,  Lions Club Mönchengladbach,  frank@kuerten-mg.de

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 14.07.2003