(Eindrücke vom Segeltörn im August 2001 - von Frank Kürten)
Optimales Segelwetter: Die
Sonne scheint, der Wind bläst und die Sicht ist klar, so weit das Auge reicht.
Die Segel des Zweimastclippers ragen 26 Meter hoch, blähen sich bei Windstärke
fünf und drücken das 42 Meter lange Plattbodenschiff leicht auf die Seite.
Aber ein wenig Schräglage macht den jungen Passagieren und der Mannschaft
nichts aus. Ganz im Gegenteil: Die Kinder und Jugendlichen der Paul-Moor-Schule
jauchzen vor Vergnügen.
Einige der 15 Schüler kennen das Gefühl schon vom Vorjahr. Die neuen Mitfahrer
haben sich bei der Vorbereitung des nunmehr seit 10 Jahren vom Lions Club Mönchengladbach
organisierten Wochenend-Segeltörns so gut informiert, dass sie wie alte Seebären
mitreden können.
Dennis Rausch gehört zu den erfahrenen Jugendlichen; er half auch bei der
Vorbereitung des Törns: „Wir haben den Reiseproviant selbst eingekauft und
kochen mit unseren Lehrern an Bord für uns und für die Lionsfreunde. Was alles
gebraucht wird, wissen wir aus
Erfahrung. Alles Routine!“
Für Sven Bauch und Andreas de Teba ist der Segelausflug neu. Doch
Reiseerfahrung haben auch diese beiden Jugendlichen. „Wir waren gemeinsam in
Alaska“, erklärt Sven und zeigt stolz auf das Olympia-Trikot von Andreas,
„dort haben wir beim Flurhockey Silber geholt“.
Harald Flechtner, Konrektor der Schule, freut sich über die glänzenden Augen
seiner Schüler: „Ich bin in diesem Jahr zum ersten Mal dabei und überrascht,
mit welcher Selbstständigkeit sich unsere Kinder hier an Bord bewegen. Auch die
Qualität ihrer Äußerungen, beispielsweise gegenüber den ihnen fremden Lions,
ist beachtlich und liegt weit über dem Niveau des Schulalltags. Dieser Ausflug
festigt die soziale Kompetenz der teilweise geistig und körperlich behinderten
Schüler in besonderem Maße.“
Von Harlingen am niederländischen
Wattenmeer durch das Isselmeer über 30 Seemeilen nach Medenblik führt die
erste Tagestour mit der „Mermaid“, einem der aufwendig restaurierten Schiffe der
traditionellen Charterflotte.
Im Zielhafen wird den Schülern, wie auch den Lehrern und den Gastgebern des
Serviceclubs eine besonderes Erlebnis geboten. In der Abenddämmerung unterhält
Lehrerkollege Bernhard Hansen, ein in Mönchengladbach und überregional bestens
bekannter Zauberer, das Publikum auf dem Schiff mit verblüffenden Illusionen.
Er bindet die Jugendlichen - je nach ihren Fähigkeiten - in seine faszinierenden
Zaubereien ein und erzeugt eine Begeisterung, die lange unvergesslich bleiben
wird.
Während der Vorstellung kocht Lehrerkollege Tinna Quack schon das Abendessen,
welches gemeinsam von 30 hungrigen Seefahrern im gemütlichen Salon des
Segelschiffes eingenommen wird.
Professor Rainer Wallnig, Clubmaster der Lions und zum zweiten mal dabei, erklärt:
„Es war irgendwie ein merkwürdiges Gefühl, als ich mich auf die erste Reise
mit behinderten Kindern vorbereitet habe. Ich habe nicht erwartet, dass der
Umgang mit den liebenswerten Jungen und Mädchen so einfach sein wird. Schon
nach kurzer Zeit war meine anfängliche Scheu verflogen und der Umgang völlig
problemlos.“
Auch die anderen fünf Begleiter vom Lions Club bestätigen diese Erfahrung.
Dierk Bürkel ergänzt: „Ich hatte schon mehrfach die Gelegenheit, die Schüler
der Paul-Moor-Schule bei solchen Törns zu begleiten und muss sagen, auch ich
selbst profitiere davon, weil ich spüre, wie sehr sich die Kinder und
Jugendlichen über die persönliche Zuwendung freuen.“
Bemerkenswert ist, wie brav
sich die Kinder in die Schlafkojen begeben. Bis morgens um acht herrscht Ruhe
auf dem Schiff. Die ersten, die fertig angezogen sind, helfen schon bei der
Vorbereitung des Frühstücks. Während im Salon noch gemütlich bei Milch und
Kaffee geplaudert wird, hat Kapitän Ron Smit mit Unterstützung einiger Lions
bereits abgelegt und steuert auf das Isselmeer zu. Das Wetter am Sonntag
ist nicht so freundlich; der Wind bläst jedoch kräftiger. Mit fast 9
Knoten geht es zurück zum Ausgangshafen, wo schon der Bus für die Heimfahrt
wartet.
Anna-Katharina Stroms, eine 15 jährige Schülerin, verspricht: „Ich werde
mich in der Schule ganz arg anstrengen, damit ich vielleicht auch im nächsten
Jahr wieder mitfahren darf.“ Die Lions sind sich schon sicher, dass der Club
auch im nächsten Jahr wieder das Geld für die Kosten des Segeltörns
aufbringen wird.
Beitrag einer Lehrerin vom Segeltörn im Juli 2003 auf dem Ijsselmeer <<< bitte anklicken
Fotoserie über den Segeltörn im September 2001 nach Medenblik (Ijsselmeer) <<< bitte anklicken
Fotoserie über den Segeltörn im August 2000 nach Terschelling (Wattenmeer) <<< bitte anklicken
Frank Kürten, Lions Club Mönchengladbach,
frank@kuerten-mg.de